Machiavelli, der Fürst und die Manager
Niccolò Machiavelli’s 1532 erschienenes Buch Il Principe (Der Fürst) beschreibt die Funktion von Macht unabhängig von jeglicher Moral oder Ethik. Darüber wurde bereits viel und ausführlich geschrieben, z.B. hier http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Fürst.
Dieser Artikel ist ein Versuch, einen Bezug von Machiavelli’s Fürst zum aktuellen, mehr und mehr liberalisierten Wirtschaftsleben und seinen Managern herzustellen. Beide, Der Fürst, wie auch Der Manager, handeln ausschliesslich nach einem erfolgsorientierten, amoralischen Zweckrationalismus (Ausnahmen bestätigen die Regel). Der Zweck jeden Handelns ist hier wie dort die Erlangung und Sicherung von Macht und Besitz.
Interessant erscheint mir in diesem Zusammenhang besonders das Zwölfte Kapitel: Von den verschiedenen Arten der Truppen. Zu Machiavelli’s Zeiten war es Mode, dass die Fürsten sich nicht mehr selbst um das Kriegswesen kümmerten, sondern diese Aufgaben an gemietete Söldnerführer und deren Truppen delegierten. Dazu im Vergleich ist es bei den Eigentümern moderner Unternehmen Mode, ihre Firmen nicht mehr selbst zu führen, sondern diese Aufgabe an Angestellte, so genannte Manager, zu delegieren. Diese wiederum delegieren, vergleichbar mit den Söldnerführern der Renaissance, einen grossen Teil der Arbeiten an Consultants, Dienstleister und Unterlieferanten (Outsourcing).
Machiavelli schreibt dazu: «…ich sage, dass die Kriegsmacht, womit ein Fürst seinen Staat vertheidigt, entweder aus eigner oder gemieteter Mannschaft oder aus Hilfstruppen besteht, oder aus diesen allen zusammen. Gemiethete Mannschaft und Hilfstruppen sind unnütz und gefährlich. […] Im Frieden wird man von ihnen selbst beraubt; im Kriege vom Feinde.» Er begründet seine Behauptung wie folgt: «Die gedungenen Feldherren sind entweder vorzügliche Kriegshelden oder nicht. Im ersten Falle kann man sich auf sie nicht verlassen, weil sie nach eigner Größe streben, und deshalb darauf denken, entweder denjenigen selbst, der sie gedungen hat, oder Andre gegen den Willen desselben zu unterdrücken. Ist der Feldhauptmann kein rechter Krieger, so geht derjenige gemeiniglich zu Grunde, der ihn gedungen hat.»
Zu den Parallelen in der jüngsten Vergangenheit: Da ist aktuell der Fall von Daniel Vasella (Novartis), vielleicht ein vorzüglicher Kriegsheld im Sinne von Machiavelli (die Zukunft wird zeigen wie nachhaltig seine Erfolge waren). Er hat sich selbst und seine Mit- Manager mit masslosen, so genannten Vergütungen bereichert und dabei die Eigentümer des Unternehmens (Novartis) wesentlich geschädigt. Im Gegensatz dazu Marcel Ospel (UBS), der nach Machiavelli sehr wahrscheinlich nicht zu den vorzüglichen Kriegshelden zu zählen ist, hat sich und seinen Mit- Managern ähnlich masslose Vergütungen zugestanden wie Vasella, dabei aber nicht nur die Eigentümer des Unternehmens geschädigt, sondern dieses beinahe in den Ruin getrieben.
Machiavelli zieht folgenden Schluss. «Will man hierauf antworten, dass es einerlei sei, ob derjenige, der die Kriegsmacht anführt, gedungen ist oder nicht, dass er in einem Falle handeln werde, wie im andern, so erwidre ich, dass ein jeder Fürst selbst ins Feld gehen und sein eigner General sein müsse; Republiken aber Einen ihrer Mitbürger an die Spitze des Heeres stellen müssen, denselben zurückrufen, wenn er sich nicht hinlänglich geschickt beweiset, und wenn er der Sache gewachsen ist, ihn im Zaume der Gesetze halten.»