Olympische Winterspiele 2022 ?
Am Sonntag wird in Graubünden über die Olympia Kandidatur für 2022 abgestimmt. Der BLICK verbreitet FREUDE HERRSCHT Stimmung, während sich an anderen Orten die kritischen Stimmen mehren.
So beschäftigt sich beispielsweise die SONNTAGSZEITUNG in ihrer aktuellen Ausgabe auch mit den erheblichen Risiken und Nebenwirkungen. Es ist alles andere als klar, ob sich das Konzept der Anderen Spiele in dieser Form überhaupt umsetzen lässt: ZU KLEIN FÜR GROSSE SPIELE: «Bundesrat Ueli Maurer spricht von kleineren Spielen in der Schweiz. […] Das Team von Graubünden 2022 will das IOK mit seinem Konzept überzeugen. Nur: Das IOK folgt seinen eigenen Regeln, es lässt sich nichts diktieren und kaum Zugeständnisse abringen. […] Olympische Spiele sind heute eines der grössten Unterhaltungsprodukte des Planeten. Sie werden vor allem für das Fernsehen geplant, denn die Geldgeber in den TV-Anstalten zahlen den grössten Teil der rund fünf Milliarden Euro, die das IOK derzeit im Vierjahreszyklus einnimmt.» Den Rest zahlt die Allgemeinheit, wie Ueli Maurer grossmundig versprochen hat. «Olympia ist ein globales Franchise-Unternehmen, das im Kern nicht anders funktioniert als eine Fast-Food-Kette, bei der nach genau festgelegter Rezeptur produziert werden muss. Die Rezeptur der Spiele liefert das IOK-Grundgesetz, die Olympische Charta. […] Der Franchisegeber IOK verlangt bereits von Bewerbern die bedingungslose Unterwerfung und zahlreiche Regierungsgarantien. […] Im Vertrag mit dem Olympiaausrichter, Host-City-Vertrag genannt und von Juristen als Knebelvertrag gebrandmarkt, lautet die Grundregel: Der Franchisenehmer trägt das volle finanzielle Risiko.» Die Idee der Anderen Spiele ist wohl mehr Wunschdenken als Realität. Am Ende wird das IOC die Gewinne einkassieren (steuerfrei, versteht sich) und wir, die Steuerzahler, zahlen das wahrscheinlich nicht unerhebliche Defizit.
Die Erfahrungen mit früheren sportlichen Grossanlässen (Olympiaden, Europa- und Weltmeisterschaften) zeigen, dass ein nachhaltiger Nutzen für die jeweiligen Volkswirtschaften nicht nachweisbar ist. Was bleibt, sind überdimensionierte Infrastrukturen, für deren Unterhalt die Allgemeinheit aufkommen muss. Ganz zu schweigen von bleibenden Schäden für Landschaft und Umwelt.
Wer also sind dann die Nutznieser? Die SONNTAGSZEITUNG titelt dazu: ZURICH FINANZIERT OLYMPIA-KAMPAGNE MIT «Eingefädelt hat die Sponsoringdeals der Sportvermarkter Infront Ringier, eine Tochter des Medienkonzerns Ringier. In den letzten Wochen machte sich diese Kooperation auch im redaktionellen Bereich verschiedener Ringier-Produkte bemerkbar. So fielen «Blick» und «Schweizer Illustrierte» durch Hurra-Berichterstattung («Wir sind Olympia» und «Bundesrat macht mit! Und auch unsere Promis sind dafür») und die Platzierung von Olympiainseraten auf.»
Roger Schawinski bringt das Thema auf den Punkt: Wer braucht Olympia? «Nennen Sie mir schnell die Austragungsorte der letzten vier Olympischen Winterspiele? Ok, soviel zu Ueli Maurers viel beschworener Nachhaltigkeit. Gleiches gilt für die Expo.02. Und wer erinnert sich noch an Euro 08? Selbst heimische Grossereignisse werden blitzschnell vergessen. Wichtig sind internationale Topanlässe vor allem für Diktatoren (Hitler, Berlin 1936), Zaren (Putin, Sotschi 2014), Emire (Katar 2022) oder das Zentralkomitee der Partei (Peking 2008). Die holen sich solche Ereignisse zum eigenen Ruhm und zum Aufpolieren ihres zwielichtigen Renommees ins Land…»
04.03.2013 Nachtrag: Das Volk hat gesprochen. Das Thema ist vom Tisch. Definitiv!